Trotz des massiven Kita-Ausbaus gibt es im Westen Deutschlands weiterhin zu wenig Plätze, während im Osten eine Fachkraft zu viele Kinder betreut. Von gleichwertigen Lebensverhältnissen in der frühkindlichen Bildung sei Deutschland damit nach wie vor weit entfernt, so die Erkenntnisse des Ländermonitorings 2021 zu den Frühkindlichen Bildungssystemen. Demnach sind kindgerechte Personalschlüssel in den Kitas immer noch nicht gegeben und können in diesem Jahrzehnt auch nicht mehr erreicht werden. Auch für NRW zeichnet sich dringender Handlungsbedarf ab.
„Die Ergebnisse zeigen, dass bis 2030 für den weiteren Ausbau des frühkindlichen Bildungssystems auch in NRW noch erheblicher Handlungsbedarf besteht. Allein aufgrund der steigenden Platzzahlen wird sich der Bedarf an Personal vervielfachen. Solange Ausbildungskapazitäten und Ausbildungsvergütung nicht ausgebaut werden, steuern wir einem Kita-Desaster entgegen“, erklärt Marlene Seckler Fachbereich Gemeinden NRW. Die Entwicklung in NRW gehe in die falsche Richtung.
„Das Alltagshelfer*innen-Programm wurde zum 31. Juli 2021 eingestellt, zeitgleich sind die Beschäftigten durch die Einhaltung der Corona-Hygieneregeln weiterhin zusätzlich belastet und die personellen Engpässe des Fachkräftemangels werden noch verstärkt. Das Angebot an Fachschulen für Erzieherinnen und Erzieher ist seit 2017 in NRW sogar gesunken.“ Die Qualifizierungsoffensive des Ministeriums für Kinderpflegerinnen und -pfleger sei zwar begrüßenswert, lasse sich wegen fehlender Schulplätze allerdings kaum verwirklichen. „Die von der Landesregierung verkündete Fachkräfteoffensive verliert damit ihre Wirkung“, so Seckler weiter.
Das Monitoring für NRW stellt fest, dass mehr als 75 Prozent der Kinder in NRW nicht genügend Fachkräfte für frühkindliche Bildung zur Verfügung stehen. Damit liegt NRW knapp über dem bundesweiten Durchschnitt. Die Entwicklung des Personalschlüssels stagniert im U3-Bereich, während im Ü3-Bereich eine leichte Verbesserung zu verzeichnen ist. In Krippengruppen sei frühkindliche Bildung laut Monitoring bei einem Schlüssel von drei Kleinkindern (U3) pro Fachkraft möglich. NRW überschreitet diesen Wert deutlich. Bei den älteren Kindern (Ü3) liegt der Schlüssel statt bei 7,5 Kindern pro Fachkraft bei 8,5 Kindern. Seit dem Jahr 2013 besteht ein bundesweiter Rechtsanspruch auf einen U3-Platz. Während sich knapp die Hälfte der Eltern in NRW einen U3-Platz wünschen, besuchen nur 29 Prozent der Kinder unter drei Jahren in NRW eine Kita oder Kindertagespflege.
„Vorausgesetzt NRW schafft bis 2030 vergleichbare Platzzahlen, wie die östlichen Bundesländer, passt seinen Personalschlüssel den Standards an und erhöht seine Leitungszeiten entsprechend bis 2030, fehlen der Landesregierung über 64.000 pädagogische Fachkräfte in den Kitas. Wir fordern deshalb erneut dringend mehr Personal für die frühkindliche Betreuung in Nordrhein-Westfalen und deutlich verbesserte Ausbildungsbedingungen!“, so Seckler abschließend.
Bestätigt werden diese Ergebnisse auch durch den Kita-Personalcheck, einer Befragung, die ver.di in den letzten Monaten bei den Beschäftigten durchgeführt hat. Danach können die Fachkräfte ihrem pädagogischen Auftrag der Bildung, Erziehung und Betreuung der Kinder nicht ausreichend gerecht werden und müssen schlechte Bedingungen durch individuelles Engagement ausgleichen.
Kontakt:
Marlene Seckler (Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Gemeinden): 0151-12505645