Kita-Fachkräfte sind mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden. Die Beschäftigten drohen in andere Bereiche abzuwandern. Das hat eine Befragung unter mehr als 19.000 Fachkräften (davon rund 4.000 in NRW) aus allen Regionen und allen Bereichen der frühkindlichen Bildung ergeben. Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hat diese Befragung zwischen Mai und Juni 2021 in Kooperation mit der Hochschule Fulda durchgeführt und dabei bundesweit Beschäftigte in Kitas und dem offenen Ganztag (OGS) befragt. Nach einer ersten Auswertung Ende Juni liegt jetzt die gesamte Auswertung vor.
„In Kitas und OGSen fehlen pädagogische Fachkräfte. Dieses alarmierende Ergebnis zeichnet unsere Umfrage. Es besteht dringender Handlungsbedarf, die Situation in NRW zu verbessern“, betont Marlene Seckler, Gewerkschaftssekretärin im Fachbereich Gemeinden NRW. Die Befragung zeige, wie unzufrieden die Beschäftigten in NRW mit ihrer Situation seien. Die Unzufriedenheit drücke sich in einer erkennbaren Fluktuation in den Kitas aus: Fast 30 Prozent der Befragten denken über einen Stellenwechsel nach, über 5 Prozent wollen den Beruf ganz aufgeben.
Weiter ergab die Befragung, dass trotz des eklatanten Fachkräftemangels im gesamten Bereich der sozialen Berufe, Aus- und Weiterbildungen keinen hohen Stellenwert erhalten. Rund 40 Prozent der Befragten in NRW erhalten keine Möglichkeit der Höherqualifizierung und damit eines höheren Berufsabschlusses, lediglich 7 Prozent befinden sich aktuell in einer Qualifizierungsmaßnahme. Obwohl die Mehrzahl der Fachkräfte für die Begleitung von Praktikantinnen und Praktikanten zuständig ist, haben sie für diese Tätigkeit keine Zeit und sind nur selten dafür qualifiziert. Die Hälfte der in NRW Befragten gab an, dass ihnen keine Zeit zur Praxisanleitung zur Verfügung stehe.
„Bislang wurden keine Maßnahmen ergriffen, den Beruf wieder attraktiv zu machen - trotz der enormen Bedeutung frühkindlicher Bildung für NRW. Ein steigendes Angebot an Kita- und Ganztagsplätzen setzt eine steigende Anzahl an Fachkräften voraus. Diese Entwicklung sehen wir für NRW nicht. Statt diesem Trend entgegenzuwirken, sank seit 2017 die Zahl der Fachschulen für Erziehende in NRW. Die Landesregierung spielt hier mit dem Wohlwollen der Fachkräfte und nimmt in Kauf, dass einige sogar ganz aussteigen“, kritisiert Seckler.
Durch die Pandemie kommen weitere Belastungen hinzu. Obwohl die Schutzmaßnahmen weiterhin bestehen, hat die Landesregierung das Alltagshelfer-Programm bereits zum 31. Juli 2021 beendet. ver.di fordert eine Wiederaufnahme des Programms, solange die Hygienemaßnahmen greifen. „Der Vorschlag der Landesregierung, Alltagshelferinnen in praxisintegrierter Ausbildung zu Kinderpflegerinnen umzuschulen, entlastet die Beschäftigten nicht. Zwar handelt es sich hier auf den ersten Blick um Fachkräftegewinnung, die Landesregierung kann aber aktuell nicht sagen, wie viele Beschäftigte das Angebot umsetzen wollen.“ Außerdem böten nur 16 der 85 Berufskollegs in NRW die Ausbildung überhaupt an. „Im Juli bekamen viele Interessierte Absagen, da für das neue Ausbildungsjahr bereits keine Ausbildungsplätze mehr zur Verfügung standen.“
Das alles mache deutlich, dass in der Tarifrunde für den Sozial- und Erziehungsdienst, die im Januar 2022 startet, deutliche Verbesserungen erreicht werden müssen, so Seckler: „Wir setzen uns neben der Erhöhung der Löhne auch gemeinsam für die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten ein. Nur so können auch die Bedingungen für Kinder und Eltern sowie für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf besser werden.“
Kontakt:
Marlene Seckler (Fachbereich Gemeinden NRW): 0151 12505645