Abgesenkt, verheizt und hingehalten“ - Gewerkschaft ver.di kritisiert DRK Betreuungsdienste Westfalen-Lippe und fordert die Rückgabe aller betreuten Einrichtungen an das Land Nordrhein-Westfalen
Die Neue Westfälische hat am heutigen Tage über die mangelnde medizinische und pflegerische Versorgung in der Landeseinrichtung für Flüchtlinge in Oerlinghausen berichtet. Nach Aussagen des in der Einrichtung tätigen Arztes Jochen Luckey sind seit der Übernahme durch das DRK nicht mehr mindestens vier Krankenpflegerinnen und Krankenpfleger beschäftigt sondern aktuell nur noch eine Krankenschwester. In Zusammenhang mit einer deutlich gestiegenen Arbeitsbelastung berichtet der Facharzt von massiven Arbeitszeitgesetzverstößen und einer absolut erhöhten Krankenquote. Jochen Luckey kommt daher zum Schluss „Die Schwestern werden in meinen Augen verheizt.“
Die Gewerkschaft ver.di kennt die deutlich verschlechterten Arbeitsbedingungen und hat darauf bereits vor der Übernahme durch das DRK mehrfach hingewiesen. So sind durch die Übernahme der Einrichtung in Oerlinghausen alle 60 der bis dahin bei den Johannitern beschäftigten Kolleginnen und Kollegen arbeitslos geworden. 27 der ehemaligen Beschäftigten klagen derzeit vor dem Arbeitsgericht Detmold auf Weiterbeschäftigung durch das DRK.
Für alle neuen Beschäftigten in der ZUE Oerlinghausen gelten seit dem 1. Februar 2017 deutlich schlechtere Arbeitsbedingungen. Das DRK wendet durch einen Trick im Arbeitsvertrag den sachfremden Tarifvertrag des Gaststätten- und Hotelgewerbes an. Dadurch wurden die Löhne massiv abgesenkt, Sozialarbeiterinnen und -arbeiter in Flüchtlingseinrichtungen werden beim DRK für mehr als 510 Euro weniger bezahlt als nach dem einschlägigen Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst (TVöD).
Anders als vom DRK Landesverbands Westfalen am 4. Mai 2017 angekündigt worden ist, ist die Umstellung auf den DRK-Reformtarifvertrag, der in etwa dem Niveau des TVöD entspricht, bis zum heutigen Tage nicht erfolgt. Hintergrund sind offensichtlich die damit verbundenen Mehrkosten, die das DRK gegenüber ver.di mit vier Millionen Euro beziffert hat. „Uns wurde mitgeteilt, dass das DRK bei Anwendung des Tarifvertrags insolvent wäre.“ erklärt Gewerkschaftssekretär Jens Ortmann. „Wir können die behaupteten Mehrkosten ebenso wenig nachvollziehen, wie die Erklärung, dass mit dem Betrieb von insgesamt sieben Landeseinrichtungen aktuell keine Überschüsse oder Gewinne erzielt würden. Ein Einblick in die wirtschaftlichen Daten des DRKs ist uns bislang nicht gestattet worden.“ so Ortmann weiter.